Peter Luckner

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Peter Luckner (* 1941 in Zwickau) ist ein deutscher Umweltgestalter, Ingenieur, Designer und Hochschullehrer.

Berufliche Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luckners Eltern waren Handwerker. Er absolvierte von 1956 bis 1959 eine Lehre als Betriebsschlossers im Reichsbahnausbesserungswerk Zwickau. Von 1961 bis 1964 studierte er an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt. Von 1965 bis zum Diplom als Industrieformgestalter 1970 machte er ein Fernstudium an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein. Von 1964 bis 1973 arbeitete er als Technologe und später als Manager im VEB Werkzeugmaschinenbau Bad Düben. 1973 holte ihn Horst Oehlke als Lehrer im Hochschuldienst an die Burg Giebichenstein. Von 1975 bis 1977 machte er ein weiteres Fernstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1986 wurde er an der TU Dresden mit einer Arbeit zur Dialektik von Produktion und Produzenten promoviert. Luckner war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR. Er war 1982/1983 und 1987/1988 in Dresden auf der IX. und X. Kunstausstellung der DDR vertreten.

Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2007 arbeitete er vorwiegend auf den Gebieten Umweltumgestaltung und Multisensuelles Design.

Peter Luckner lehrt als Ehren- und Gastprofessor an Hochschulen in China und der Ukraine. Seit 1991 leitet er das von ihm gegründete Institut für Ökologische Ästhetik in Halle. Von 1997 bis 2021 leitete er als Vorsitzender des gleichnamigen Vereins das Zentrum für Zukunftstechnologie, Kunst und Design im Geiseltal.

Er lebt und arbeitet in Halle und in der Dübener Heide.

Multisensuelles Design für Walkers Global, 2007

Werk und Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehrprogramm „Arbeitsumweltgestaltung“ (zusammen mit Dieter Franz) zur Ausbildung von Industrieformgestaltern der Fachrichtung Arbeitsumweltgestaltung an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein (1976–1979)

„Dagegen kann Arbeitsumweltgestaltung in der DDR zur gesellschaftlichen Aufgabe erklärt werden; sie ist sogar gesetzlich, d. h. durch einen Beschluss des Ministerrates (1984) verankert [...] Das ist nicht nur ein Programm, das auf Zwänge zur Produktivitätssteigerung reagiert. Vielmehr wird die Aufgabe unbeschadet der ökonomischen Leitmotive und Planvorgaben, eingebunden in das gültige Denksystem, mit philosophisch-ideologischem Ernst begründet (vgl. z. B. LUCKNER 1982, 1986; AiF 1985).“[1]

Labor für handlungsleitende Umweltbildung (vulgo Biohaus) an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle (1991–2001).

„Angeregt durch die ökologische Naturästhetik Gernot Böhmes, versucht Peter Luckner in Halle, mit der Gründung des Instituts für ökologische Ästhetik (1991) und der Errichtung des Tagungszentrums ‚Biohaus' (1992 – 2002) einen Ort zu schaffen, der zu einem Experimentierfeld für unterschiedlichste Gruppen wird. Sie alle verbindet das Ziel, die Wahrnehmung für Naturprozesse zu sensibilisieren. Die dort gewonnenen Erkenntnisse über die fortschreitende Entsinnlichung der Wahrnehmung führen 1999 zum Modellversuch einer ‚Vertiefungsrichtung multisensuelle Gestaltung' an der Burg Giebichenstein. Nachdem in der Vergangenheit nur visuelle und haptische Faktoren eine Rolle spielten, soll hier die gesamte Sinneswelt des Menschen in die Gestaltung einbezogen werden.“[2]

Initiator und Leiter des Modellversuchs im Hochschulbereich der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) zum Thema „Multisensuelles Design“ (1999–2002); Einführung in die Lehre als Vertiefungsrichtung im Fachbereich Design der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (2002–2007).

„Multisensuelles Design meint die Gestaltung von Produkten, Räumen und Prozessen mit allen Sinnen. Im Rahmen des zwischen 1999 und 2002 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle durchgeführten „Modellversuchs im Hochschulbereich“ wurden Akustik und Olfaktorik als Dimension von Designarbeit systematisch erforscht und ihre Einbindung in die Lehre vorbereitet. Die Anthologie vereint Beiträge von Wissenschaftlern, Künstlern und Designern aus Deutschland, Japan, der Ukraine, der Schweiz und den USA, die ihre fachspezifischen Kompetenzen in Theorie und Praxis einer ganzheitlich orientierten Designausbildung einbringen. Multisensuelles Design betont das Flüchtige im Dauerhaften und ist damit den Ideen Ökologischer Ästhetik verpflichtet.“[3]

Beim Deutschen Patent- und Markenamt hat sich Luckner den Begriff „Multisensuelles Design / multisensual design“ als Marke gesichert.

Er war Mitglied im Kuratorium Kulturlandschaft Goitzsche der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt von 1998 bis 2001. Die Goitzsche – das weltweit größte Landschaftskunstprojekt.[4]

Peter Luckner konzentrierte Anfang der 1990er-Jahre seine Lehre im Projektstudium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle auf die Bergbaufolgelandschaft Geiseltal.

„Geiseltal: eine Mondlandschaft wird zum kulturellen Ereignis. Verrückt: ein Mann geht in eine aufgelassene Maschinen-Halle in einem Gebiet, das vielen Menschen wie Dantes Hölle vorkommen muß. Was er dort will, darüber denkt er tagtäglich nach, ohne zu sagen, er habe es gefunden – es hält ihn in Bewegung und sorgt dafür, daß er sich nicht festsetzt. Dieser Mann nimmt die Studenten seines Instituts für ökologische Ästhetik mit, lockt sie aus dem Normalbetrieb einer schönen Hochschule in der schönen Burg Giebichenstein (Halle), hoch über der Saale, dorthin, wo es knirscht: War in einer versorgten Atmosphäre die Welt im Raster, ist sie nun dabei, sich aufzulösen – dabei saugt sie neue Dimensionen auf – dies, sagt er, ist der Impuls für eine Kunst, die sich um die Erde sorgt. […] In und um die Maschinen-Halle sind Szenerien entstanden: rhythmische Plastiken. ‚Immer schon‘, sagt Peter Luckner, ‘war Technik ein Spiel und Ästhetik‘.“[5]

Mit Renate Patz und Jörg Hansel baute er die Zentralwerkstatt Pfännerhall auf.

„Mit dem Auslaufen des Bergbaus im Geiseltal 1993 sollte auch das Ende der Zentralwerkstatt PFÄNNERHALL kommen. Ihr Abriss war bereits beschlossen. Einem engagierten Personenkreis um Prof. Dr. Peter Luckner (Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle) ist es zu verdanken, dass das Bauwerk erhalten blieb.[...] 1999/2000 erfolgten die denkmalschutzgerechte Sanierung und der Umbau. Seit 2008 ist die Zentralwerkstatt Bestandteil der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH)“.[6]

Intention, Konzeption und Projektleitung (gemeinsam mit Roland Karge) der Dauerausstellung „Fundort Pfännerhall“ im Zentrum für Zukunftstechnologie, Kunst und Design – Zentralwerkstatt Pfännerhall, Geiseltal 2013/15

Die Zentralwerkstatt Pfännerhall „gehört seit 2000 dem ´Zentrum für Zukunftstechnologie, Kunst und Design´. Die Betreiber führen es als regionales Entwicklungszentrum. International ist es als Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur bekannt. Fundort Pfännerhall, die ständige Ausstellung des Altelefanten und des Urpferdes, ist der entscheidende Schritt zur Profilierung der Zentralwerkstatt Pfännerhall als Besucher- und Informationszentrum des Geiseltals.“[7]

Design für die Arbeitsumwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • BKK Bitterfeld: Ausstattungsentwurf für Tagebaugeräte des Braunkohletagebaus (1976)
  • VEB Stahlverformungswerk Ohrdruf: Fertigungsprozess und Transportbehälter (1977/78)
  • VEB Elektromotorenwerk Thurm: Fertigungsprozess und Konsumgut Transportbehälter (1979)
  • VEB Elektrowärme Sörnewitz (mit Dieter Franz): Fertigungsprozess und Arbeitsplätze (1979/80)
  • VEK Monsator Schwarzenberg (mit Dieter Franz): Fertigungsprozess Nestfertigung (1981), ausgestellt auf der IX. Kunstausstellung der DDR, 1982 und der RGW-Ausstellung Moskau, 1985
  • VEB Pumpenwerk Halle: Fertigungsprozess und Gestaltung für Ferienheim Zingst (1983)
  • VEB Mechanisierung Parchim (mit Ekkehard Punkt): Fertigungsprozess und Arbeitsplatz (1984)
  • VEB Nahrungsmittelwerk Neubrandenburg: Fertigungsprozess und Konsumgut Häcksler (1984)
  • VEB Zentralinstitut für Schweißtechnik Halle: Fertigungsprozess und Arbeitsplatz für Schweißerausbildung (1985)
  • Studie für Flexibles Fertigungssystem (mit Sabine Klopfleisch) im Auftrag des Amtes für industrielle Formgestaltung (1985), ausgestellt auf der X .Kunstausstellung der DDR (1988)
  • VEK Werkzeugmaschinenkombinat Fritz-Heckert Karl-Marx-Stadt: Fertigungssystem der Baugröße 638 (1988)
  • VEK Werkzeugmaschinenkombinat Fritz-Heckert Karl-Marx-Stadt: Mobiler Technologenarbeitsplatz (1988)
  • VEB Junkalor Dessau (mit Herwig Schmäche): Prüf- und Montagearbeitsplatz für Abgasmessgeräte (1988)
  • VEB Baumaschinenwerk Aschersleben: Komplette Farbgestaltung (1988)
  • VEB Schwermaschinenbau Karl-Liebknecht Magdeburg: Arbeitsplätze für das Fertigungssystem Prisma 1000 (1989)
  • Welger Maschinenfabrik GmbH Wolfenbüttel: Studie für Inselfertigung (1990)

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Franz, Peter Luckner, Walter Uhlig: Die komplexe Arbeitsumweltgestaltung im VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch die Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle. In: Beiträge zur sozialistischen Arbeitskultur (3). Berlin 1977, S. 36–119.
  • Peter Luckner: Arbeitsumweltgestaltung. In: Bildende Kunst, Heft 3, 1983, S. 126–127.
  • Seminar und Ausstellung zu „Olfaktorisches Design“. Designlaboratorium Bremerhaven 1991. In: Laborbericht 1992, Bremerhaven 1993.
  • Peter Luckner: Problemskizze zur ästhetischen Spezifik der Arbeitsumweltgestaltung. In: 6. Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der industriellen Formgestaltung. Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein, Halle 1982.
  • Peter Luckner: Zukunftswerkstatt und Entwurfsseminar im Kinderpark ARTEK (Krim) Gemeinschaftsprojekt des VBK-DDR, des Ukrainischen Designerverbandes und der Akademie für Design und Kunst Charkiv, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen. Salzburg 1990.
  • Peter Luckner (Hg.): Geiseltal. Umbau einer Landschaft. Institut für ökologische Ästhetik Halle, Halle 1994.
  • Peter Luckner: Ästhetische Annäherung an den Umbau einer Landschaft. In: Jahrbuch Bergbaufolgelandschaft 1996. Dessau 1996.
  • Peter Luckner: Erinnerungen an die Zukunft der Goitzsche. In: Die Goitzsche – das weltweit größte Landschaftskunstprojekt. Dessau 2000.
  • Peter Luckner (Hg.): Verständigungen zu Akustik und Olfaktorik als Material im Designprozess Symposium zum Modellversuch im Hochschulbereich „Multisensuelles Design“ an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle. Halle 2001.
  • Peter Luckner (Hg.): Multisensuelles Design. Eine Anthologie. (Text- und Supplementband), Halle 2002, ISBN 3-86019-035-0.
  • Peter Luckner: Ein Bauhaus der Klänge, Gerüche und Objekte. In: Soundscape Dialoge. Kassel 2003.
  • Peter Luckner: Design und die fünf Sinne. In: Kai Buchholz und Klaus Wolbert: Im Designerpark. Leben in künstlichen Welten. Darmstadt 2004, S. 70–75.
  • Peter Luckner: Olfaktorische Illustration von Ausstellungen. In: Jenseits der Dinge. Das Ausstellen und das Immaterielle. (= Beiträge der 1. Museologischen Studientage Neumünster), Rosemarie Beier-de Haan und Marie P Jungblut (Hg.), Luxembourg 2006.
  • Peter Luckner: Die Schnittstellenproblematik von Mensch und Raum. Überlegungen zur elektronischen Topologie des Raumes per multisensueller Perzeption, Apperzeption und Experiment. In: Tagungsband zum DASA(-Arbeitsumwelt Ausstellung Dortmund)-Kolloquium „Raum und Wahrnehmung“ 2010 (= Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 5, Dortmund 2011).
  • Peter Luckner: Das zweite Leben des „Elephas antiquus“ (E9). In: Merseburger Beiträge zur Geschichte der chemischen Industrie Mitteldeutschlands, Heft 46, 2/2022, 27. Jahrgang, S. 174–189.

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Erlhoff (Hrsg.): Deutsches Design. Designed in Germany 1950-1990. Prestel, München 1990, ISBN 3-7913-1079-8, S. 248–249.
  • Seminar und Ausstellung zu „Olfaktorisches Design“. Designlaboratorium Bremerhaven 1991. In: Laborbericht 1992, Bremerhaven 1993.
  • Instinkt und Öko. Experiment mit neuen, alten Lebensformen. In: Europe PUR. Hamburg 1994.
  • Aufbau eines Labors für handlungsleitende Umweltbildung. In: Umwelt und Verhalten, Forschende und Forschungsprojekte in der Umweltpsychologie. FernUniversität Gesamthochschule Hagen, 1995.
  • Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaft des Geiseltales. In: Umwelt und Verhalten, Forschende und Forschungsprojekte in der Umweltpsychologie. FernUniversität Gesamthochschule Hagen, 1995.
  • Kino für die Sinne. In: H&R-Magazin inspire. Die Welt des Duftes und des Geschmacks. Holzminden 2002.
  • Design Multisensoriell, Veille Human Engineering. In: La Journée franco-allemande. Paris 2004.
  • Hans U. Werner: SoundScape-Dialog. Landschaften und Methoden des Hörens. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-48005-9, S. 46–47.
  • Luckner, Peter. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 558

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gert Selle: Design-Geschichte in Deutschland. Produktkultur als Entwurf und Erfahrung. Köln 1987, S. 305.
  2. Kai Buchholz & Justus Theinert unter Mitarbeit von Silke Ihden-Rothkirch: Designlehren. Wege deutscher Gestaltungsausbildung. Stuttgart 2007, S. 279.
  3. Peter Luckner (Hg.): Multisensuelles Design. Eine Anthologie (Text- und Supplementband). Halle, 2002.
  4. Kunstkommission der Kulturlandschaft Goitzsche Das Kuratorium der Kulturlandschaft Goitzsche (Hg.). In: Aufbruch zu neuen Ufern. Die Goitzsche – das weltweit größte Landschaftskunstprojekt, Bitterfeld 2001.
  5. Roland Günter: Hexenkessel. Ein Reisebuch zu Sachsen-Anhalt. Halle 1998, S. 441–442.
  6. www.pfaennerhall.de
  7. Andreas Berkner (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. Leipzig 2016, S. 402.